Edith Meinhart (profil), Roberto Talotta (Ö1), Peter Liska & Meryem Çitak (ORF kreuz und quer) und Sandra Ernst Kaiser (diestandard.at) für sozial engagierten Journalismus ausgezeichnet
Dienstag Abend wurden in Wien zum zehnten Mal JournalistInnen mit dem Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis ausgezeichnet. Der Preis, der im Sinne des Lebenswerkes von Prälat Leopold Ungar von der Caritas der Erzdiözese Wien und der Raiffeisenlandesbank Niederösterreich-Wien vergeben wird, ist mit 20.000 Euro der höchstdotierte JournalistInnenpreis Österreichs. „profil“-Journalistin Edith Meinhart ist in diesem Jahr Preisträgerin in der Kategorie Print. In der Kategorie TV wurden Peter Liska und Meryem Çitak für einen Beitrag in der ORF Sendereihe „kreuz und quer“ ausgezeichnet. In der Kategorie Hörfunk überzeugte Ö1-Journalist Roberto Talotta die Jury mit seinen eingereichten Beiträgen und dem langjährigen Engagement. In der Kategorie Online gab es heuer nach einjähriger Pause wieder einen Hauptpreis, der an Sandra Ernst Kaiser von diestandard.at vergeben wurde. Mit dem Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis werden herausragende journalistische Leistungen prämiert, die Toleranz und Verständnis im Umgang mit gesellschaftlichen Randgruppen fördern und sich mit sozialpolitischen Themen wie Armut, Obdachlosigkeit, Migration, Flucht, Alter, Krankheit oder Diskriminierung auseinander setzen.
„Die Ausgezeichneten sind Journalistinnen und Journalisten, die hartnäckig sind, die anecken und die ihre Stimme erheben, wenn sie davon überzeugt sind, dass die Stimmen jener, für die sie sprechen, nicht gehört werden“, so Caritasdirektor Michael Landau. Die JournalistInnen tragen in ihrer Rolle als MeinungsbildnerInnen ganz entscheidend dazu bei, soziale Ausgrenzung und offensichtliches Unrecht für eine breite Öffentlichkeit sichtbar und verständlich zu machen, indem sie „Unrecht benennen, die konkreten Menschen und ihre Notlagen sichtbar machen und die Schicksale der Menschen in einen gut recherchierten Kontext stellen. Sie sind ErmutigerInnen und WegbegleiterInnen, wo es um mehr Fairness und Gerechtigkeit und damit nicht zuletzt um die Zukunftstauglichkeit unserer Gesellschaft geht“, so Landau abschließend.
Direktorin Veronika Haslinger, Mitglied der Geschäftsleitung der Raiffeisen Holding Nö-Wien, unterstrich anlässlich der Verleihung die enge Verbundenheit von Caritas und Raiffeisen. Von der Partnerschaft bei der Unterstützung des Mobilen Hospizes bis zur Wohnungsloseneinrichtung „Gruft“ reicht dabei die Palette. Der Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreis ist für Haslinger wichtig „weil wir damit gemeinsam zeigen: Wir brauchen Journalistinnen und Journalisten, die sich auch für Menschen und Themen einsetzen, die möglicherweise als irritierend, unangenehm oder störend empfunden werden.“
Die PreisträgerInnen des Prälat-Leopold-Ungar-JournalistInnenpreises 2013
Die Journalistin Edith Meinhart, seit 1998 Redakteurin des Nachrichtenmagazins „profil“, überzeugte in der Kategorie Print mit ihren Beiträgen „Essen jagen“, „Dur de Force“ sowie „Angst im Nacken“. Seit vielen Jahren berichtet Meinhart über sozialpolitische Themen. Dabei habe sie stets den Finger am Puls der Zeit und greife vielfach Fragen und Themen auf, die von besonderer Brisanz sind. In ihren eingereichten Reportagen kommen Meinharts ausgeprägte stilistischen Fähigkeiten zum Ausdruck. Die Schilderungen seien von großer Dichte und Vielschichtigkeit: „Klassischer Journalismus von höchster Qualität“, urteilte die Jury.
Peter Liska & Meryem Çitak haben mit ihrer Dokumentation „Kolaric‘ Erben - Die Tschuschenkinder von einst“ für die ORF-Sendereihe „kreuz und quer“ eine im Fernsehen bisher „einzigartige Langzeitstudie zum Thema Migration und Integration vorgelegt", war sich die Jury in der Kategorie TV einig. Sie hätten Schätze des ORF-Archivs gehoben und sich dann auf Spurensuche begeben: Was ist aus den Gastarbeiterkindern, die Anfang der 70er Jahre mit ihren Eltern nach Österreich gekommen sind geworden? „Fernsehen ist immer dann ergreifend, wenn es gelingt, Entwicklungen transparent zu machen. Im vorliegenden Fall wird auf eine sehr einfühlsame und anschauliche Art und Weise beschrieben, was es heißt, in einem Land anzukommen und über Generationen Wurzeln zu schlagen.“ Der Preis gebühre beiden JournalistInnen auch für ihr langjähriges Engagement, begründeten die JurorInnen.
Roberto Talotta, langjähriger Redakteur der Ö1-Abteilung Religion, wurde in der Kategorie Hörfunk für seine Beiträge „Die Suche nach der Armut - eine Fahrt durch die Obdachlosigkeit in Wien" und "Impressionen aus Burkina Faso" von der Jury einstimmig ausgewählt. Talotta sei „Reporter im besten Sinne – ein Journalist, der mit dem Mikro in der Hand spürbar gerne in unterschiedlichen Milieus als Chronist unterwegs ist“ – und das bereits seit über 30 Jahren. Er sei ein genauer Beobachter, übersetze Information und Emotion für das Radio und setze dies in längeren Features genauso hervorragend um wie in Kurzreportagen, bekräftigte die Jury. Diese Fähigkeiten offenbaren sich auch im ebenfalls eingereichten Kurzbeitrag über das Nachstreetwork mit obdachlosen Menschen im winterlichen Wien sowie bei einer Reportage mit Eindrücken aus Burkina Faso, bei der er vor Ort recherchierte, wie Spendengelder in konkrete Hilfe umgesetzt werden.
In der Kategorie Online wurde heuer nach einjähriger Pause erstmals wieder ein Hauptpreis vergeben, mit dem Sandra Ernst Kaiser von diestandard.at für die Beiträge „Der Hunger der Athenerinnen“ und „Xenophobes Morgengrauen in Athen“ ausgezeichnet wurde. Die Zunahme der Armut ist eine der bedenklichsten Entwicklungen im heutigen Europa. Ernst Kaiser stelle diesen Umstand bereits seit drei Jahren in dem Mittelpunkt ihrer Arbeiten, so die Jury. Im vergangenen Februar reiste Ernst Kaiser nach Athen, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Die Journalistin habe sich die Vielseitigkeit des Online-Mediums zunutze gemacht, das eine Verbindung verschiedener journalistischer Darstellungsformen und Medienkanäle ermöglicht.
Anerkennungspreise wurden heuer in der Kategorie Print an Marina Delcheva („Das Biber“), Ruth Eisenreich („Falter“) sowie Saskia Jungnikl (Tageszeitung „Der Standard“) vergeben. In der Kategorie TV wurden Christian Rathner („ORF Orientierung Spezial“), Elisabeth Krimbacher & Thomas Grusch („ORF kreuz und quer“) und Susanna Zaradic („ORF Thema“) ausgezeichnet. Die Anerkennungen im Bereich Hörfunk gingen an Veronika Mauler und Stefanie Panzenböck (beide Ö1).