Caritas: Neues Tageszentrum der „Gruft“ feierlich eröffnet

Österreichs wohl bekannteste Obdachloseneinrichtung eröffnet nach 27 Jahren neuen Zubau im benachbarten Pfarrhof. Landau: „In der Gruft scheint jetzt auch die Sonne.“

Wien (OTS) –  Es ist ein neues Kapitel, das heute in der 27-jährigen Geschichte des Caritas-Betreuungszentrums „Gruft“ aufgeschlagen werden konnte: Mehr als ein Vierteljahrhundert nachdem SchülerInnen des Amerling-Gymnasiums gemeinsam mit Pater Albert Gabriel unterhalb der Barnabitenkirche eine Wärmestube eingerichtet haben, wurde heute, Donnerstag, das neue Tageszentrum der „Gruft“ im nahe gelegenen Pfarrhof feierlich eröffnet. „In der Gruft scheint jetzt auch die Sonne“, sagte Caritasdirektor Michael Landau bei den Feierlichkeiten am Vormittag. „Der Zahn der Zeit nagte bereits an dem alten Kellergewölbe unterhalb der Kirche und machte eine Erweiterung dringend notwendig. Ein Raum ohne Fenster diente 27 Jahre lang als Speisesaal, Schlafstätte und Aufenthaltsraum in einem. Tag für Tag fanden im Gewölbe unterhalb der Kirche Therapiegespräche auf engstem Raum statt. Abend für Abend mussten Tische und Stühle beiseite geschoben werden, um dem Schlaflager Platz zu machen. Damit ist es jetzt glücklicherweise vorbei.“

Mit Unterstützung des Bundes, der Stadt Wien und zahlreicher privater SpenderInnen konnte der Zubau, der knapp 3,6 Millionen Euro gekostet hat, in nur einem Jahr fertiggestellt werden. Landau nutzte die Gelegenheit, um sich bei anwesenden VertreterInnen des Bundes (Finanzministerin Maria Fekter und Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz) und der Stadt Wien (Bürgermeister Michael Häupl und Gesundheitsstatdträtin Sonja Wehsely) zu bedanken. „Ich möchte allen UnterstützerInnen der Gruft Danke sagen. Sie alle haben mit der Erweiterung ein wichtiges Signal gesetzt: Sie holen jene, die am Rand stehen, ein Stück weit zurück in die Mitte der Gesellschaft.“ Landau würdigte auch das jahrelange Engagement von Ex-Raiffeisen-General Christian Konrad: „Christian Konrad ist der Gruft seit vielen Jahren tief verbunden. Meist im Stillen und abseits großer Bühnen machte er sich für die Anliegen jener Menschen, die hier ein Dach über dem Kopf finden, stark. Auch bei ihm möchte ich mich – möchten sich wohl auch alle Gäste der Gruft – sehr herzlich für seinen Einsatz bedanken.“

97.285 warme Mahlzeiten pro Jahr
In dem neuen Tageszentrum befindet sich nebst dem Aufenthaltsraum auch eine Küche, befinden sich Büros und Bereiche für Therapiegespräche – geschlafen wird weiterhin im Gewölbe unter der Kirche. Die alten Räumlichkeiten werden für diesen Zweck im nächsten Jahr saniert. „Die KlientInnen schlafen dann nicht mehr wie bisher auf dünnen Isomatten, sondern in Betten“, schilderte Landau die nächsten Schritte und fügte hinzu: „Ansonsten bleibt alles beim Alten: Die „Gruft“ wird Menschen in Not auch in Zukunft 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr offenstehen.“ 

Im Vorjahr wurden in der „Gruft“ knapp 97.285 warme Mahlzeiten ausgegeben und 19.453 Nächtigungen verzeichnet. Knapp 1700 KlientInnen wurden sozialarbeiterisch betreut. Insgesamt wurden knapp 19.000 Beratungsgespräche geführt. Mehr als 400 Personen konnten allein im Vorjahr in Unterkünfte (Übergangswohnen, Betreutes Wohnen, Gemeindewohnungen) vermittelt werden.

Statements der RednerInnen:
Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP):
„Ich freue mich sehr, dass wir den notwendigen Zubau zum Caritas-Betreuungszentrum Gruft mit einer Million Euro unterstützen konnten und dazu einen Beitrag geleistet haben, dass diese wichtige Erweiterung vollendet werden konnte. Die Gruft als in vielerlei Hinsicht Schutz bietender Zufluchtsort ist für mich besonders unterstützenswert. Durch die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden an die Caritas soll die bereits große Spendenfreudigkeit der Bürgerinnen und Bürger zusätzlich noch erhöht werden.“

Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP): „Seit 27 Jahren stehen die Türen der Gruft für wohnungslose Menschen offen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gruft geben mit viel Engagement jenen Menschen, die oft schuldlos in die Armut geschlittert sind, Wärme, Menschlichkeit und Würde. Es ist daher für mich selbstverständlich, den notwendigen Umbau der Gruft zu unterstützen."

Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ): „Wien bietet ein sehr engmaschiges Netz an sozialer Hilfe an. Trotzdem gibt es Menschen, die noch mehr Hilfe benötigen. Das sehe ich als unsere gesellschaftliche Aufgabe. Umso mehr freut es mich, das herausragende private Initiativen wie die Gruft den Schwächsten der Schwachen ihre Hilfe anbieten.“

Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SPÖ): „Die Stadt Wien stellt jedes Jahr 48 Millionen Euro für die Wohnungslosenhilfe zur Verfügung. Darunter fällt auch die seit 1995 laufende Unterstützung für die Gruft der Caritas, die wir in diesem Jahr mit 721.000 Euro fördern. Die Betreuung und Reintegration von Wohnungslosen in Wien ist uns ein sehr großes Anliegen. Gruft und Caritas sind hier seit vielen Jahren wichtige und verlässliche Partner innerhalb der umfangreichen Angebote der Stadt Wien.“

Christian Konrad (Raiffeisen): „Mein erster Besuch in der Gruft war 2004. Seit damals schätze ich diesen Einsatz der Caritas  für wohnungslose Menschen und bin immer wieder von der Professionalität und der Ausdauer der MitarbeiterInnen beeindruckt. Raiffeisen hat als Verbund eine vielfältige Partnerschaft mit der Gruft entwickelt – mit Sachspenden, mit über 140 Kochterminen von RaiffeisenmitarbeiterInnen für die Menschen in der Gruft, mit dem Einsatz unserer Lehrlinge beim Ausschank im Advent-Punschstand uvm. Die Gruft braucht eine breite gesellschaftliche Solidarität, um den Einsatz für wohnungslose Menschen abzusichern. Das Neue Tageszentrum ist die sichtbare Bündelung vieler Institutionen und SpenderInnen. Wir sind gerne ein Teil dieses Netzwerkes.“