Zehn Jahre FrauenWohnzimmer

Caritas-Tageszentrum als Schutzraum für wohnungslose Frauen

Oft ist das FrauenWohnzimmer im zweiten Wiener Gemeindebezirk eine erste Anlaufstelle: Hier finden von Wohnungslosigkeit betroffene bzw. bedrohte Frauen einen geschützten Raum, um den Tag zu verbringen und erhalten praktische Unterstützung für den Alltag. Hier können sie Wäsche waschen, duschen, das Gespräch suchen oder einfach nur Ruhe finden. Die Besucherinnen des Tageszentrums in der Springergasse sind Frauen mit materiellen, sozialen und psychischen Problemen. Vielfach mussten sie Gewalt, Aggression und Missbrauch erleben.

„Das FrauenWohnzimmer bietet Frauen einen Raum, in dem sie als Frauen unter sich sein können, hier finden sie Schutz vor Diskriminierung sowie psychischen und physischen Übergriffen. Hier erhalten Frauen aber auch die Zeit, die sie brauchen und Unterstützung dort, wo die Bereitschaft dazu da ist“, so Leiterin Elvira Loibl. Die Sozialarbeiterinnen vor Ort bieten den Frauen Hilfestellungen, um gemeinsam Lösungen für die Veränderung ihrer Lebens- und Wohnsituation zu finden, und unterstützen etwa bei Behördengängen. Dadurch können sie die weitere Eskalierung der psychischen und physischen Situation verhindern und die Frauen können Schritte zur Verbesserung ihrer Lebenslagen setzen. Als erstes Tageszentrum für wohnungslose Frauen hatte das FrauenWohnzimmer bereits in den ersten Jahren regen Zulauf. Kamen damals pro Tag zwischen 25 und 35 Frauen ins Wohnzimmer, so lag die durchschnittliche Besucherinnenanzahl im Vorjahr bei 45 Besucherinnen. Das Angebot wird vom Fonds Soziales Wien und dem Bundesministerium für Frauen gefördert.

Bei einem Sommerfest anlässlich der 10-Jahres-Feier äußerten sich Gabriele Heinisch-Hosek, Bundesministerin für Frauen und öffentlichen Dienst, Sonja Wehsely, Stadträtin für Gesundheit und Soziales und Anita Bauer, stellvertretende Geschäftsführerin Fonds Soziales Wien, über die Notwendigkeit von Frauenräumen und frauenspezifischen Angeboten. „Frauen brauchen geschützte Räume, ganz besonders obdachlose Frauen. Das FrauenWohnzimmer ist nicht nur erste Anlaufstelle, sondern bietet umfassende Beratung und Unterstützung. Ich möchte das 10-Jahres-Jubiläum zum Anlass nehmen, um allen MitarbeiterInnen dieser so wichtigen Einrichtung für ihre Arbeit und ihr Engagement zu danken“, so Heinisch-Hosek.

Wehsely: „Wohnungslose Frauen haben oft viel mehr verloren als ihre Wohnung, nämlich das Vertrauen in ihre eigene Stärke. Angebote wie die des FrauenWohnzimmers mit dem dazugehörigen Wohnhaus können ihnen dieses Vertrauen wieder zurückgeben. Die knapp 700.000 Euro, die von der Stadt Wien pro Jahr für das FrauenWohnzimmer ausgegeben werden, sind also eine Investition in die Stärke dieser Frauen.“

Frauenwohnungslosigkeit ist oft unsichtbar
Ein Ziel des FrauenWohnzimmers ist es auch, weibliche Wohnungsnot sichtbar zu machen. Das Bild von wohnungslosen Menschen, ist vielfach männlich dominiert. Denn Frauen versuchen solange es geht, Wohnungslosigkeit zu vermeiden und ihre Not zu verdecken. So suchen sie häufig Unterschlupf bei Bekannten oder bilden Zweckgemeinschaften, damit sie nicht auf der Straße landen. Das Thema Wohnungslosigkeit ist bei Frauen mit hoher Scham verbunden, dadurch stellt es gerade für Frauen einen großen Schritt dar, Angebote der Wohnungslosenhilfe anzunehmen. Umso wichtiger ist es, eigene Räume und Angebote für Frauen zu schaffen. Anita Bauer, stellvertretende Geschäftsführerin Fonds Soziales Wien: „Natürlich spielen spezielle Angebote für Frauen in der Wiener Wohnungslosenhilfe eine wichtige Rolle. Das FrauenWohnzimmer ist da schon lange ein verlässlicher Partner und ein wichtiger Baustein im vielfältigen Angebot.“