„Das sachliche Verhandeln des Themas Integration trägt Früchte“, so Landau.
„Der heute präsentierte Integrationsbericht macht Mut und gibt eine klare Richtung vor“, sagt Caritasdirektor Michael Landau in einer ersten Reaktion auf das von Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz vorgestellte Papier. Demnach fühlt sich knapp die Hälfte der Zuwanderer in Österreich heimisch. Gerade unter Jugendlichen mit Migrationshintergrund steigt die Zahl derer, die sich in Österreich wohlfühlen, deutlich an. Verbessert hat sich offenbar auch die Stimmung im ganzen Land, was die Integrationsfortschritte anlangt. 2010 meinten noch 18 Prozent der Österreicher, dass Integration schlecht funktioniert. Heuer sind es laut ersten Medienberichten nur noch neun Prozent, die diese Meinung vertreten. Auch dass sich das Zusammenleben verschlechtert, glauben nur noch 28 Prozent. 44 Prozent waren es noch vor drei Jahren. „Diese Einschätzungen decken sich auch mit unseren Erfahrungen, die wir in der täglichen Arbeit als Caritas machen. In ganz Österreich betreuen wir knapp 700 Kinder in 27 Lerncafés. In all diesen Lerncafés wird deutlich, worauf es wirklich ankommt: Es geht um Chancengleichheit für jedes einzelne Kind, jeden einzelnen Zuwanderer und nicht um das Ausspielen einzelner Bevölkerungsgruppen gegeneinander.“
Den Stimmungswandel in der Bevölkerung führt Landau auch auf die Schaffung des Integrationssekretariats vor zwei Jahren zurück. „Diese Zahlen beweisen ganz deutlich: Wenn das Thema Integration von unseren PolitikerInnen sachlich und mit Ruhe verhandelt wird, trägt dies auch zu einem positiveren Klima im ganzen Land bei. Ein Klima, das wir so dringend benötigen, um die Zukunft dieses Landes positiv zu gestalten. Integration geschieht nicht von heute auf morgen. Integration benötigt Zeit und Sachlichkeit. Geben wir uns diese Zeit.“
Mit Blick auf die zum Teil sehr heftig geführte Diskussion rund um das Servitenkloster, mahnt Landau: „Jene Sachlichkeit, die in den letzten Jahren in die Integrationsdebatte Einzug hielt, wäre nun längst auch im Asylbereich geboten. Die vergangenen Tage haben gezeigt, dass wir in Österreich in Asylfragen gerne auf den Kopf vergessen und unsachliche Diskussionen mit dem Bauch führen. Das ist bedauerlich.“
Forderungen unterstützt
Die Caritas begrüßt auch die Forderungen des Expertenbeirats nach Reformen im Bildungsbereich – etwa wenn es um ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr geht. „Als Caritas glauben wir– und damit sind wir eine Stimme von vielen, die in Summe unüberhörbar geworden sind – dass in einer umfassenden Reform des Bildungssystems ein zentraler Schlüssel für die Lösung vieler Probleme liegt. Wir fordern schon lange, dass die Politik ihre ideologischen Grabenkämpfe beendet und ganzheitliche und ganztägige Schulformen ausbaut. Kein Kind darf zurückgelassen werden, alle müssen auf die Bildungsreise mitgenommen werden.“
Auch im Bereich der Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse spricht sich Landau für weitere Reformschritte aus. „Sieben von zehn Migrantinnen und Migranten haben ihre Ausbildung nicht in Österreich abgeschlossen. Doch im Durchschnitt stellen nur 18 Prozent dieser Personen einen Antrag in Österreich auf Anerkennung ihrer Bildungsabschlüsse“, hält Landau fest. „Die Hürden für die Anerkennung sind leider nach wie vor zu hoch. Wer wie die Bundesregierung gerne Integration und Leistung von Migrantinnen und Migranten fordert, muss aber selbst Integration und Leistung fördern!“
Rot-Weiß-Rot-Card reformieren
Landau begrüßt auch die Empfehlung des Expertenbeirats, wonach die Rot-Weiß-Rot-Card reformiert werden soll. „Das österreichische Staatsbürgerschaftsgesetz muss dringend reformiert werden. Darauf haben wir bereits mehrfach hingewiesen", betont Landau. „Denn das geltende Recht ist und bleibt eines der restriktivsten in ganz Europa - mit zu hohen Einkommens- und Spracherfordernissen. Erfolgreiche Integration von Zuwanderern wird dadurch unnötig erschwert."
Kritikwürdig sind aus Sicht der Caritas vor allem die hohen Einkommenserfordernisse. „Denn die verlangten Einkommenssätze sind nach wie vor so hoch, dass auch ein Teil der Österreicher trotz Erwerbstätigkeit die Einkommensgrenzen nicht schaffen würde", betont Landau. "Vor allem die Einbeziehung von laufenden Kosten, wie etwa der Mieten in die Höhe der Einkommenserfordernisse ist nicht gerechtfertigt.“