Der neue Sparmarkt sichert die Nahversorgung und bietet Ausbildungsplätze für junge Menschen mit Behinderung
Die Bevölkerung in Bad Pirawarth hat ab heute wieder ein Lebensmittelgeschäft. Caritas und Spar betreiben in einer niederösterreichweit einzigartigen Kooperation gemeinsam einen sozialen Supermarkt. Mit dem Nahversorgermarkt mit Trafik und Postpartnerstelle wird die Grundversorgung des Ortes sichergestellt. Gleichzeitig schafft die Caritas Ausbildungsplätze für Menschen mit intellektueller und/oder körperlicher Behinderung im Alter von 15 bis 24 Jahren. Die Lehre im Einzelhandel verbessert die Chancen der Jugendlichen am Arbeitsmarkt und ermöglicht den Einstieg in zahlreiche Branchen. Insgesamt stehen vier Ausbildungsplätze zur Verfügung, die erste Lehre wird im Juni angetreten. Caritasdirektor Michael Landau: „Für Menschen mit Behinderung ist es besonders schwer, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Es gibt viele Barrieren: Oft sind es Vorurteile über die mangelnde Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderung aber zum Teil auch mangelndes Wissen über die vielfältigen Unterstützungsmöglichkeiten, die Betriebe bekommen, wenn sie Menschen mit Behinderung anstellen.“ Die Erwerbstätigenquote bei Menschen mit Behinderung liege bei Männern bei 57 Prozent, bei Frauen bei 48 Prozent, im Vergleich dazu bei Menschen ohne Behinderung bei 82 und 64 Prozent. Landau eröffnete das neue Geschäft gestern gemeinsam mit Spar-Geschäftsführer Alois Huber, Landtagsabgeordneten René Lobner, Josef Breiter, Vizepräsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich und Bürgermeister Kurt Jantschitsch.
Vorbild für das Projekt war eine Kooperation in Oberösterreich, bei der die Caritas ein ähnliches Modell mit Spar in bisher zwei Märkten verwirklicht hat. Die Caritas der Erzdiözese Wien war schon länger mit dem Unternehmen im Gespräch, einen solchen Markt auch in Niederösterreich zu eröffnen. In Bad Pirawarth ergab sich durch die Schließung des einzigen Lebensmittelgeschäftes im Vorjahr die Gelegenheit, hier diesen Markt zu starten. Huber: „Es ist schön, dass wir hier gemeinsam mit der Caritas ein Zeichen setzten können. Ein Zeichen für junge Menschen mit geistigen oder körperlichen Beeinträchtigungen. Im neuen SPAR in Bad Pirawarth haben sie die Chance auf eine vollwertige Berufsausbildung.“
Land Niederösterreich und Wirtschaftskammer Niederösterreich unterstützten das Projekt mit Mitteln der Niederösterreichischen Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Einkaufs in Stadt- und Ortszentren (NAFES). „Ein tolles Projekt, ein Nahversorger mit zweifach sozialem Hintergrund: Neben der Versorgung der Bevölkerung kommt der Aspekt hinzu, jungen Menschen mit besonderen Bedürfnissen eine Basis zur Ausübung des kaufmännischen Berufes zu bieten“ zeigt sich Lobner vom Projekt in Bad-Pirawarth angetan und bedankt sich bei allen Beteiligten.
Chancen am Arbeitsmarkt
Die jungen Erwachsenen werden von KollegInnen im Supermarkt sowie von TrainerInnen der Caritas angeleitet. „Der Schwerpunkt liegt weiterhin darauf, Menschen mit Behinderung bei unterschiedlichsten Betrieben auf dem ersten Arbeitsmarkt zu integrieren“, erklärt Landau. Gerade im Weinviertel gibt es einen Bedarf an Ausbildungsplätzen für Jugendliche mit Behinderung. 2012 hat die Caritas in der Region 71 neue KlientInnen in das Programm für die integrative Lehre aufgenommen. Derzeit suchen die MitarbeiterInnen 33 Lehrplätze, davon 21 in den Bezirken Mistelbach und Gänserndorf.
Einkaufen mit Mehrwert
In der Gemeinde Bad Pirawarth fand die Caritas einen Partner, den es für solche Pilotprojekte ganz wesentlich braucht. Jantschitsch: „Als Bürgermeister war für mich das Projekt in zweierlei Hinsicht spannend: Interessiert hat mich zum einen, dass damit die Nahversorgung der Gemeinde gesichert ist. Besonders gefiel mir, dass hier Menschen mit besonderen Bedürfnissen eine Chance erhalten. Ich bin selbst Lehrer und weiß, wie schwierig der Schritt ins Arbeitsleben für junge Menschen sein kann. Daher habe ich dieses Projekt von Anfang an unterstützt.“
Der Markt soll wieder zu einem kommunikativen Treffpunkt für die Bevölkerung werden. Zudem sollen hier Dienstleistungen angeboten werden, die über das „normale“ Angebot eines Lebensmittelmarktes hinausgehen, etwa ein Zustelldienst für ältere BewohnerInnen des Ortes. Als weitere Besonderheit sollen im neuen Nahversorger zukünftig auch Produkte aus verschiedenen Caritas-Werkstätten aus verschiedenen niederösterreichischen Regionen angeboten werden.