Katholische Presseagentur: Die aus der Votivkirche ins ehemalige Servitenkloster übersiedelten Flüchtlinge reagierten mit Applaus, als der Wiener Bischofsvikar Dariusz Schutzki die schriftliche Stellungnahme Kardinal Schönborns aus Rom verlas. Bei der Pressekonferenz am Montag in ihrem neuen, von der Erzdiözese Wien bereitgestellten Quartier äußerten die am Podium vertretenen Asylwerber mehrfach Dank für die Bemühungen Schönborns, aber auch der Caritas und der Votivpfarre.
Es gehe ihnen nicht um bessere Versorgung und eine warme Herberge, sondern weiterhin um den Kampf um ihre Rechte, sagte Flüchtlingssprecher Adalat Khan. Nachdem sie mit der Übersiedlung ihre Bereitschaft zur Kooperation bekundet hätten, erwarteten nun auch sie seitens der Behörden einen Schritt auf sie zu. Khan versicherte, die Flüchtlinge wollten für die Politik und Zivilgesellschaft in Österreich keine "Störung" darstellen, sondern zu einer Lösung beitragen. Sie seien auch bereit, ihre Arbeitskraft in den Dienst der nunmehrigen Quartiergeber zu stellen.
Auch ein weiterer Asylwerber, Mir Jihangir, unterstrich die Bereitschaft der Gruppe zur Kooperation. Das Kloster solle aber kein Dauerquartier oder gar "Mini-Traiskirchen" sein. Sollten die Behörden den positiven Schritt der Flüchtlinge nicht entsprechend aufgreifen, werde man den Protest anderswo hintragen.
Schwertner: Eigenengagement der Flüchlinge "normal"
Caritas-Generalsekretär Klaus Schwertner wies bei der Pressekonferenz auf das Neue des Falles hin: Erstmals in Österreich würden Flüchtlinge selbst für ihre Menschenrechte und mehr Menschlichkeit eintreten. Auch andere Vereinigungen wie Gewerkschaft oder Industriellenvereinigung bildeten Interessensgemeinschaften mit zum Teil unrealistischen Forderungen. Bei Schutz suchenden Menschen in Not werde dies in einigen Jahren hoffentlich genauso "normal" sein und nicht belächelt werden, sagte Schwertner.
Die Flüchtlinge seien in den elf Wochen, in denen die Caritas ihre Betreuung mitübernommen habe, "zu Freunden geworden". Schwertner dankte ihnen dafür, mit dem Quartierwechsel einen "großen und friedlichen Schritt" gesetzt und ihre Angst überwunden zu haben.
Dank zollte der Caritas-Generalsekretär auch den vielen Unterstützern, die in den letzten Wochen "oft leise, aber sehr konkret" geholfen hätten. Ihre Solidarität stehe meist weniger im Licht der Öffentlichkeit als die Stimmen jener, "die kritisieren und hetzen". Der Eindruck, dass diese ablehnenden Meinungen überwiegen, sei jedoch falsch, betonte Schwertner. In Österreich gebe es eine lange humanitäre Tradition. "Und wir sind stolz darauf."
Quartier bis Sommer zugesagt
Die 63 in der Votivkirche aufgelisteten Flüchtlinge erhalten vorläufig bis Sommer Quartier im früheren Servitenkloster. Vorausgegangen war ein von den Flüchtlingen unterzeichnetes Formular des Innenministeriums, mit dem sie ihrer Pflicht zur polizeilichen Meldung und zur Mitwirkung am Asylverfahren nachkamen. Laut Schwertner fallen damit die Gründe weg, die Betreffenden in
Schubhaft zu nehmen. Die Caritas hoffe auch, dass der kurz vor der Übersiedlung in Schubhaft genommene Flüchtlingssprecher Shajahan
Khan wieder freikommt, eine Beschwerde gegen den Haftbescheid sei im
Laufen.
Er gehe davon aus, dass die vom Innenministerium zugesagte Einzelprüfung aller Fälle mit der bekundeten Mitwirkung der Flüchtlinge beginnen kann, so Schwertner weiter. Dies sei bei einem vorweihnachtlichen Runden Tisch zugesagt worden. Lob zollte der Caritas-Vertreter der Stadt Wien und dem Innenministerium dafür, der Versuchung widerstanden zu haben, "auf dem Rücken der Flüchtlinge politisches Kleingeld zu machen".
Im Kloster steht ein großer Besprechungsraum zur Verfügung, in dem die Flüchtlingen mit Unterstützern innerhalb und außerhalb der Kirche an einer Lösung weiterarbeiten wollen. Den Zugang zum Quartier von außen werde eine von den Flüchtlingen mitvereinbarte Hausordnung regeln.
Zuletzt wiederholte Schwertner Forderungen, die das Asylwesen in Österreich, in dem "weder alles gut noch alles schlecht ist", verbessern sollen. Die Flüchtlinge bräuchten rasche, faire Verfahren, Zugang zum Arbeitsmarkt nach sechs Monaten, Mindeststandards bei der Grundversorgung und Bildungsangebote. Zudem sei beim Thema Asyl "mehr und nicht weniger Europa" vonnöten.