Caritas Beratungseinrichtung *peppamint als Anlaufstelle für junge Migrantinnen
Probleme in der Schule, keine Lehrstelle, Krach in der Familie, Liebeskummer oder eine akute Krise oder soziale Notlage: Die neue Interkulturelle Mädchenberatung *peppamint ist Anlaufstelle für kleine und große Sorgen junger Migrantinnen von 12 Jahren bis 20 Jahren. Die Mädchenberatungsstelle bietet ein individuelles Beratungsangebot und unterstützt bei sozialen, familiären, gesundheitlichen, berufs-, bildungs- und arbeitsspezifischen sowie aufenthaltsrechtlichen Problemen oder Fragen sowie bei Themen wie Gewalt und Missbrauch. Die Beratung erfolgt vertraulich und kostenlos. „Junge MigrantInnen sind aufgrund ihrer Lebenssituation häufig besonderen Belastungen ausgesetzt. Ziel ist es, die jungen Frauen bei der Bewältigung gesellschaftlicher und sozialer Herausforderungen zu unterstützen und sie in ihrer persönlichen Entwicklung zu fördern. Das Beratungsangebot soll gezielt im Integrationsprozess unterstützen“, erklärt Werner Binnenstein-Bachstein, Geschäftsführer der Caritas der Erzdiözese Wien.
Die neue Mädchenberatungsstelle ist im 16. Wiener Gemeindebezirk im Haus des interkulturellen Mädchenzentrums *peppa angesiedelt. In Ottakring liegt der Anteil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund bei ca. 40 Prozent. Die Caritas legt hier und im angrenzenden 15. und 17. Bezirk den Fokus auf die Beratung und Begleitung von jungen Migrantinnen und insbesondere Neuzuwanderinnen. Seit seiner Gründung 2009 hat sich das Mädchenzentrum als beliebter Treffpunkt für junge Frauen mit Migrationshintergrund etabliert. Die Betreuerinnen verfügen über langjährige Erfahrung und ein breites Wissen zur geschlechtsspezifischen und interkulturellen Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen sowie über gute Kontakte zur Zielgruppe und den Communities in Wien. Nina Stonitsch, Leiterin des *peppa-Teams: „Die Angebote müssen so gestaltet sein, damit wir die Mädchen erreichen. Durch die verschiedenen Freizeitaktivitäten haben wir viel Kontakt zu den Mädchen und können so ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Viele der Ratsuchenden unterliegen in ihrem privaten Umfeld hoher sozialer Kontrolle. Damit wird das Aufsuchen von Beratungseinrichtungen häufig erschwert“, so Stonitsch. Ein erster Probebetrieb seit Juni mit insgesamt 161 persönliche und telefonische Beratungen zeigt, dass das Angebot bereits sehr gut angenommen wird. Das Alter der Klientinnen liegt derzeit zwischen 14 und 21 Jahren. Die häufigsten Themen beziehen sich auf familiäre Probleme, sowie bildungsspezifische Fragestellungen. Darüber hinaus sind es vielfach Schulprobleme, psychische Probleme, Fragen zu finanzieller Absicherung und dem Bereich Wohnen.
„Mädchen und junge Frauen mit Migrationshintergrund werden besonders oft und von unzähligen Seiten verunsichert: von einer abwertend agierenden, österreichischen Mehrheitsgesellschaft, von ihren Familien und von Burschen wie Männern. In dieser Situation ist ein Mädchen- und Frauenraum, in dem auf die individuellen Bedürfnisse stärkend und ermutigend eingegangen wird, besonders wertvoll“, betont Petra Unger, Genderforscherin und Kulturvermittlerin. Unger sieht die Beratungsarbeit von *peppamint in „bester feministischen Tradition“, bei der die Bedürfnisse und Wünsche der Mädchen und jungen Frauen in den Mittelpunkt gestellt werden. „Ein respektvoller Umgang mit der jeweiligen Sozialisationserfahrung, der individuellen Geschichte und Familiensituation sind dabei ebenso selbstverständlich wie die Stärkung, Förderung und Ermutigung der Mädchen und Frauen mit dem Ziel, ein möglichst hohes Maß an Selbstbestimmung zu erreichen.“
Für Jungs heißt es: „Wir dürfen leider nicht hinein!“
Das interkulturelle Mädchenzentrum *peppa ist ein Ort der Ankunft und interkulturellen Begegnung für junge Migrantinnen geworden und bietet ein vielfältiges Programm. Im *peppa haben Jungs keinen Zutritt. Neben zahlreichen Freizeitangeboten wie dem täglichen Mittagstisch oder verschiedenen Workshops haben Besucherinnen die Möglichkeit, Lernhilfe und ärztliche Beratung in Anspruch zu nehmen. Gemeinsam werden Ausflüge und Feste veranstaltet. Die Besucherinnenstruktur ist geprägt von einer Vielfalt unterschiedlicher Kulturen, sozialer Schichten, Lebensweisen und Nationalitäten. Im Vorjahr zählte das Mädchenzentrum 237 regelmäßige Besucherinnen. Seit 2011 ergänzt die Interkulturelle Familienberatung das Angebot des Mädchenzentrums, mit dem Ziel, die erziehungsverantwortlichen Angehörigen einzubinden.