Caritas präsentiert Forderungsprogramm: „Gute Bildung. Bessere Zukunft für alle Kinder“

„In der täglichen Caritas-Arbeit wird immer wieder deutlich: Mangelnde Bildung geht oft mit materieller – und in der Folge auch seelischer – Not einher. Als Organisation, die an den Brennpunkten der Gesellschaft tätig ist, spürt die Caritas deshalb die Reformnotwendigkeit im heimischen Bildungssystem in einem hohen Maße“, sagt Caritaspräsident Franz Küberl bei der Präsentation des „Forderungsprogramms für ein sozial nachhaltiges Bildungssystem“ in Wien.
Die Fakten sprechen eine klare Sprache: Leben insgesamt 6 Prozent der heimischen Bevölkerung in Armut, liegt dieser Anteil bei PflichtschulabsolventInnen bei elf Prozent. Küberl: „Um im Bildungsbereich für Chancengerechtigkeit zu sorgen, braucht es eine umfassende und rasche Bildungsreform ohne Halbherzigkeiten und ohne Scheuklappen.“

Küberl: „Neue Qualität des Zusammenarbeitens“

Das derzeitige Schulsystem sei vom „Prinzip der Unübersichtlichkeit“ geprägt, kritisiert der Caritaspräsident und fordert eine Bündelung der Kompetenzen beim Bund. Für die 10- bis 14-Jährigen möchte Küberl eine gemeinsame Mittelstufe. Denn: „Das Schulsystem, das wir jetzt haben, differenziert nach Herkunft, Bildungsstand und Familieneinkommen. Das ist keine Differenzierung im Sinne der Kinder und damit keine zukunftsfähige Lösung.“ Darüber hinaus macht sich Küberl für eine neue Qualität des Zusammenarbeitens zwischen PädagogInnen und Familien stark: „Wir brauchen einen Pakt zwischen Eltern, Kindern und Kindergarten bzw. Schulen“, so Küberl. Im Kindergarten könnten hier die „Early Excellence Center“ in Großbritannien bzw. teilweise auch in Deutschland als Vorbild dienen: „Der Kindergarten ist nicht nur die erste Bildungseinrichtung, er muss auch zum ersten Familienbildungszentrum werden. Hier besteht die ganz große Chance, auch Eltern auf die Bildungsreise mitzunehmen. Schließlich ist ein förderliches Lernumfeld entscheidend für die Bildungskarriere.“

Landau: „Bildung braucht faire, gleiche Chancen“
„Jedes Kind ist gleich wichtig! Doch in unseren Schulen wird dieser Grundsatz heute noch nicht gelebt“, so Michael Landau, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. „Es ist an der Zeit, das Kind und seine Zukunftsperspektiven in den Mittelpunkt einer echten Bildungsreform zu stellen. Jedes Kind – egal welcher Herkunft – hat ein Anrecht darauf, umfassend unterstützt zu werden. Bildung braucht faire, gleiche Chancen. Doch die Fakten und Statistiken zeigen, dass wir in Österreich davon noch weit entfernt sind“, so Landau weiter.

Den Ausbau von ganzheitlichen und ganztägigen Schulangeboten sieht Landau als einen Weg, den Begriff „Chancengerechtigkeit“ mit Leben zu erfüllen. Denn Bildungsarmut wird vielfach vererbt – und damit auch Chancenarmut und ganz reale Not. Für ihn ist dieses Angebot keine Frage der Ideologie: Der Ausbau dieser Schulformen ermöglicht den Eltern eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Sie sind ein wichtiges Angebot gerade für Kinder bildungsferner Eltern und für Kinder in benachteiligenden Lebenssituationen. Ganztägige Schulformen haben das Potenzial, Kinder umfassend in ihren Begabungen zu fördern – wenn die entsprechenden Rahmenbedingungen gegeben sind. Um soziale Unterschiede ausgleichen zu können, muss eine chancengerechte Schule kostenlose Förderangebote ausbauen. Zudem kann in ganzheitlichen Schulangeboten ein vielfältiges künstlerisches, musikalisches, sportliches Programm sowie qualitätsvolle Betreuung und Unterstützung bei Schulaufgaben gewährleistet werden.

Mit einer Vielzahl von Bildungsinitiativen gibt die Caritas auch selbst Menschen im In- und Ausland bessere Lebenschancen. So eröffnet der KomenskýFond der ERSTE Stiftung seit dem Start 2006 pro Jahr mehr als 400 Erwachsenen und etwa 1000 Kindern in Österreich sowie Zentral- und Osteuropa durch maßgeschneiderte Bildungsangebote Wege aus der Armut. Der Philips Schülerfonds der Caritas hat seit dem Start im September 2003 bisher insgesamt über 13.900 Kinder mit Schulmaterialien, Nachhilfestunden, Zuschüssen zu Schulschikursen usw. unterstützt. Mit Unterstützung des Integrationsstaatssekretariats wird derzeit das Angebot der Caritas-Lerncafés auf ganz Österreich erweitert. Benachteiligte Kinder mit und ohne Migrationshintergrund erhalten dort kostenlos Hilfe beim Lernen. In Wien wurde 2010 mit dem Projekt „Lernen macht Schule“ in Kooperation mit der Wirtschaftsuniversität und REWE ein erfolgreiches Lernbuddy-System ins Leben gerufen, bei dem StudentInnen benachteiligte SchülerInnen beim Lernen unterstützen. Mit der jährlichen Schulstart-Aktion leisten die carlas konkrete Hilfe für einkommensschwache Familien.

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