Spannende Diskussion beim zweiten Themenabend von „ZusammenReden“ in Ternitz
Wohnen zählt zu den Grundbedürfnissen des Menschen. In Wohnanlagen oder
unter Nachbarn treffen oftmals unterschiedliche Vorstellungen von Zusammenleben aufeinander. Hier ist es wichtig, eine gemeinsame Basis zu finden. Rund 30 BesucherInnen verfolgten am 12. Mai den zweiten von vier Themenabenden der Ternitzer Integrationsgespräche, die von der Caritas
der Erzdiözese Wien (Asyl & Integration NÖ) gemeinsam mit der Gemeinde Ternitz organisiert werden. Im Arbeiterheim in Pottschach diskutierte Integrationsexperte Arif Akkiliç gemeinsam mit Raimund Pehm vom Tiroler Institut für Menschenrechte und Entwicklungspolitik und die Kultur- und Sozialanthropologin Birgit Kögler. Moderiert wurde die interessante Diskussion von Hikmet Arslan (CeSIP, Zentrum für Sozial- und Integrationsprojekte).
Akkiliç, der sich mit Arbeiterunterbringungen in Ternitz auseinandergesetzt hat, war sich sicher: „Die Politik hat dem Thema ‚Wohnen’ viel zu spät Beachtung geschenkt. Dass Gastarbeiter hier sesshaft werden könnten und damit auch ausreichend Wohnraum benötigen, wurde schlichtweg ignoriert.“ Die Folge war eine Abschottung von ArbeitsmigrantInnen in separaten Vierteln und Straßen. Pehm sah in solchen Sammelunterkünften Parallelen zu Flüchtlingslagern beziehungsweise Flüchtlingspensionen. „Überall wo Menschen konzentriert untergebracht werden, fallen sie zwangsweise als Fremdkörper auf.“ Dem stimmte auch Kögler zu, die früher für die Betreuung der Stadtwohnungen von Asyl&Integration NÖ der Caritas Wien zuständig war. „Uns war bei der Lage dieser Wohnungen immer besonders wichtig, dass es zu keiner Ghettobildung kommt.“ Sie kritisierte, dass Konflikte in Nachbarschaften viel zu häufig auf Nationalitäten reduziert würden. Akkiliç sah das ähnlich: „Das Problem ist die Ethnisierung solcher Konflikte. Das ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch sehr gefährlich.“
Auch das Publikum brachte sich engagiert in die spannende Diskussion ein. Stadtamtsdirektor Helmut Million meinte etwa, dass MigrantInnen zumeist auf Grund des niedrigen Einkommens in Substandardwohnungen leben würden. Kögler dazu: „Das ist richtig, aber nicht nur ein Problem von Menschen mit Migrationshintergrund. Es betrifft generell Menschen aus schwächeren sozialen Schichten.“ Stadtrat Christian Samwald interessierte sich für die oftmals angedachte Quotenregelung innerhalb von Gemeinde- und Genossenschaftswohnungen. „Ist es sinnvoll, pro Wohnhausanlage nur einen bestimmten Prozentsatz an Menschen mit Migrationshintergrund zuzulassen? Könnte man so die Herausbildung von Ghettos verhindern?“ Pehm: „Quotenlösungen sind immer nur Scheinlösungen. Wer von uns bestimmt, wo Migrationshintergrund beginnt und aufhört und was sind die Kriterien? So etwas bringt absolut nichts.“
Das nächste „ZusammenReden“ in Ternitz findet am 6. Juni 2011 im
Oberstufenrealgymnasium, BORG Ternitz statt. Journalistin Sybille Hamann wird
gemeinsam mit Elfie Fleck (Referat für Migration und Schule, bm:ukk) und
Pädagogin und Stadträtin für Schulwesen Andrea Reisenbauer zum Thema
„Integration durch Bildung“ debattieren. Moderiert wird der Abend wieder von
Hikmet Arslan (CeSIP, Zentrum für Sozial- und Integrationsprojekte).
Die Gesprächsreihe „ZusammenReden“ wird vom Land Niederösterreich, dem
Bundesministerium für Inneres und dem Europäischen Integrationsfonds
gefördert. Alle weiteren Termine unter: www.zusammenreden.net/ternitz.