Rege Publikumsbeteiligung bei der Auftaktveranstaltung von „ZusammenReden“ in Ebreichsdorf
Bildung ist heutzutage mehr denn je der Schlüssel für gesellschaftliche und politische Teilhabe. Gerade die Schule hat eine wichtige Funktion, wenn es um die Integration von MigrantInnen geht. Rund 50 BesucherInnen verfolgten am 3. Mai in Ebreichsdorf den ersten von vier Diskussionsabenden der Ebreichsdorfer Integrationsgespräche. Das Thema der Veranstaltung, die von der Caritas der Erzdiözese Wien (Asyl & Integration NÖ) gemeinsam mit der Gemeinde Ebreichsdorf organisiert wird, lautete „Integration durch Bildung“. Im Rathaussaal in Ebreichsdorf diskutierte Politikwissenschaftlerin Silvia Nadjivan gemeinsam mit Ugur Mercan (Interkultureller Mitarbeiter VS Berndorf) und Sabine Aydt (NIC – Netzwerk für interkulturelle Weiterbildung in Österreich). Geleitet wurde die interessante Diskussion von Tülay Tuncel (Wiener Integrationskonferenz).
„Es sind vor allem Sprachprobleme, die mir in meiner täglichen Arbeit als Interkultureller Mitarbeiter begegnen“, machte Mercan den Anfang. „Kinder mit Migrationshintergrund sprechen zumeist ihre eigene Muttersprache nicht, wie sollen sie dann Deutsch lernen können?“ Kinder sollten individueller betreut werden. Dem stimmte auch Aydt zu: „Vor allem müssen wir lernen, Fehler konkreter zu thematisieren. Uns wird eingetrichtert: Fehler sind schlecht! Unter solchen Voraussetzungen kann Lernen nicht stattfinden.“ Nadjivan erzählte von ihrer eigenen Schulzeit und stellte fest: „Empathie und Verständnis sind das Wichtigste.“ Hier sollten Eltern und LehrerInnen verstärkt ansetzen.
Das Publikum brachte sich im Anschluss engagiert in die Diskussion ein. Ein türkischstämmiger Vater bemängelte den Zugang zu Nachhilfeunterricht. „Eine Nachhilfestunde kostet um die 15 Euro. Ich habe vier Kinder – wie soll ich das alles schaffen?“ Dem stimmte auch eine andere Besucherin zu: „Kinder aus sozial schwächeren Familien sollten einen Anspruch auf gratis Nachhilfestunden haben.“ Nadjivan hielt fest: „Bildung ist nicht der einzige Schlüssel zur Integration. Man muss auch klar sehen, dass die wirtschaftliche Situation und das soziale Kapital eine gewichtige Rolle spielen.“ „Motivation erwächst aus den Visionen, die Kinder in sich tragen“, meinte ein anderer Vater dazu. „Wenn Eltern ihren Kindern keine Ziele und Visionen vorgeben, haben es Kinder sehr schwer.“ Caritasmitarbeiterin Alicia Allgäuer kritisierte abschließend: „Oft bekommt man das Gefühl, Deutsch zu lernen sei das einzig Wichtige. Fragen rund um Integration sind aber wesentlich vielschichtiger und schließen z.B. auch ein, Österreich als vielsprachiges Land anzuerkennen.“
Das nächste „ZusammenReden“ in Ebreichsdorf findet am 24. Mai 2011 im Rathaussaal, statt. Journalist Simon Inou (Leiter M-Media) wird dann gemeinsam mit Emanuel Danesch (Verein für gendersensible Bubenarbeit) und Ranka Savic-Cergic (Serbischer Dachverband Niederösterreich KOSSA) zum Thema Jugend und Integration diskutieren. Moderiert der Abend wieder von Tülay Tuncel (Wiener Integrationskonferenz). Beginn ist 18.30 Uhr.
Die Gesprächsreihe "ZusammenReden" findet in insgesamt acht niederösterreichischen Gemeinden statt und wird vom Land Niederösterreich, dem Bundesministerium für Inneres und dem Europäischen Integrationsfonds gefördert. Detailliertes Programm auf www.zusammenreden.net/ebreichsdorf