Spezifische Not braucht spezifische Antworten
Zur Ruhe kommen, Kraft sammeln und neue Perspektiven entwickeln - das können wohnungslose Frauen seit nunmehr fünf Jahren im FrauenWohnZentrum der Caritas im 2. Wiener Gemeindebezirk. „Spezifische Notlagen brauchen spezifische Antworten“, bekräftigt Caritas Generalsekretär Werner Binnenstein-Bachstein anlässlich des fünfjährigen Jubiläums des Hauses. Wohnungslose Frauen sind oft nicht sichtbar, weil sie – solange es geht – ihre Not verstecken, Unterschlupf bei Bekannten suchen oder Zweck- und Zwangsbeziehungen eingehen, um nicht auf der Straße zu landen. Binnenstein-Bachstein: „Mit frauengerechten Angeboten wie dem FrauenWohnZentrum versucht wir, den Betroffenen den Zugang zu Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe zu erleichtern“.
Das FrauenWohnZentrum für Frauen ab 18 Jahren gliedert sich in drei Bereiche – einen Wohnbereich, ein Tageszentrum und eine Nachtnotunterbringung. „Ein Trend zeichnet sich ab: Die Bewohnerinnen werden jünger“, so Leiterin Elvira Loibl. Während vor vier Jahren 50 Prozent der Frauen jünger als 43 Jahre waren, ist heute die Hälfte der Frauen bereits jünger als 37 Jahre. Im Mittelpunkt stehen die individuellen Notsituationen der Frauen und ihre Bedürfnisse. „Viele Bewohnerinnen haben mit ökonomischen Problemen, andere mit psychischen Problemen und/oder Suchterkrankungen zu kämpfen haben. Viele kommen aus armutsbetroffenen Familien oder mussten Gewalt, Aggression und sogar Missbrauch erleben“, so Loibl. Im Wohnbereich mit 32 Einzelwohnplätzen finden Betroffene bis zu zwei Jahren ein neues Zuhause. Seit der Eröffnung haben 137 Frauen in der Springergasse gewohnt. Die fast vollständige Auslastung zeigt, dass das Angebot angenommen wird. Ein multiprofessionelles Team unterstützt die Frauen bei der Veränderung ihrer Lebenssituation und in ihrer Selbstbestimmung. So ziehen die meisten der Bewohnerinnen in eigene Wohnungen, entweder in betreute Wohnungen oder in Gemeindewohnungen.
Das angeschlossene Tageszentrum, das FrauenWohnZimmer, richtet sich auch an Frauen, die nicht im Haus wohnen. Hier können sie Beratung in Anspruch nehmen, Wäsche waschen, essen, sich duschen und sich ausruhen. Loibl: „Oft ist das FrauenWohnZimmer eine erste Anlaufstelle. Es ist ein sehr niederschwelliges Angebot, das die Frauen erreichen soll und ihnen hilft, Vertrauen zu fassen, Beziehungen aufzubauen.“ Im Vorjahr nutzten 300 verschiedenen Frauen dieses Angebot. Rund 1.900 Nächtigungen seit der Eröffnung verzeichnete das Nachtnotquartier, das Frauen in akuter Not einen Schlafplatz für eine Nacht bietet.
Weitere frauenspezifische Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe der Caritas der Erzdiözese Wien sind das Haus Miriam mit 38 Wohnplätzen sowie die beiden Mutter-Kind-Häuser Immanuel und Luise mit insgesamt bis zu 100 Plätzen für Mütter und Kinder.