Rege Publikumsbeteiligung bei der Auftaktveranstaltung von „ZusammenReden“ in Korneuburg
Bildung ist heutzutage mehr denn je der Schlüssel für gesellschaftliche und politische Teilhabe. Gerade die Schule hat eine wichtige Funktion, wenn es um die Integration von MigrantInnen geht. Rund 50 BesucherInnen verfolgten am 11. April in Korneuburg den ersten von vier Diskussionsabenden der Integrationsgespräche „ZusammenReden“. Thema der Veranstaltung, die von der Caritas der Erzdiözese Wien (Asyl & Integration NÖ) gemeinsam mit der Gemeinde Korneuburg organisiert wird, lautete „Integration durch Bildung“. Im Sitzungssaal des Rathauses diskutierte die Korneuburger Vizebürgermeisterin und Direktorin der Polytechnischen Schule Helene Fuchs-Moser gemeinsam mit Anna Prost vom Interkulturellen Mädchenzentrum *peppa und Zwetelina Ortega vom Verein „Wirtschaft für Integration“. Moderiert wurde der spannende Abend von Sprachwissenschaftlerin Lo Hufnagl.
Prost übte gleich zu Beginn des Abends Kritik am österreichischen Bildungssystem: „Unser Schulsystem ist so aufgebaut, dass die Unterstützung der Eltern notwendig ist.“ Für viele Kinder mit Migrationshintergrund sei dies ein großes Problem. „Erstens fehlt zu Hause oft der Raum, zweitens die Zeit, um den Kindern bei den Hausübungen zu helfen.“ Wichtig wäre es deshalb, kostenlose Lernhilfe für Kinder- und Jugendliche anzubieten – wie dies im Interkulturellen Mädchenzentrum *peppa schon seit einigen Jahren der Fall ist. Sprachkenntnisse lagen Vizebürgermeisterin und Schuldirektorin Fuchs-Moser besonders am Herzen: „Man darf aber auch die Eltern nicht vergessen. Ich würde mir ein Projekt wünschen, das es Eltern und Kindern ermöglicht, gemeinsam die deutsche Sprache zu erlernen.“ In Punkto Sprachen wies Ortega darauf hin, wie wichtig es sei, die Muttersprachen der Kinder gebührend zu schätzen. „Das sind Potentiale, die in den nächsten Jahren dringend benötigen werden.“ Sie forderte deshalb mehr muttersprachlichen Unterricht an den österreichischen Schulen und mehr Anerkennung der vielfältigen Sprachlandschaft Österreichs.
Das Thema Bildung liegt vielen KorneuburgerInnen am Herzen. Dementsprechend engagiert brachte sich das Publikum auch in die anschließende Diskussion ein. Mehr Ressourcen für das Bildungssystem und Chancengleichheit für alle lautete dabei der Tenor der BesucherInnen. Viel Lob bekamen die Korneuburger PädagogInnen, die in ihren Klassen gelebte Integration demonstrieren. Ortega wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass man die Situation in einer ländlichen Gemeinde allerdings nur bedingt mit der Situation in den großen Ballungszentren vergleichen könne. „Es ist schön, dass Integration in Korneuburg so gut funktioniert. Das Problem in den großen Städten ist allerdings ein ganz anderes. Hier ist eine massive Ressourcenerweiterung unbedingt notwendig!“
Ebenfalls im Publikum, Hofrat Hanspeter Beier vom Land Niederösterreich. Angesprochen auf eine dringend notwendige Schulreform warf er den Vorschlag eines „Bildungsprojektes“ in den Raum: „Eine Bildungsreform sollte von externen Experten ausgearbeitet werden, die Schüler, Lehrer und auch Eltern in ihre Überlegungen mit einbeziehen sollten. Anders werden wir wohl zu keinem Ergebnis kommen.“ „Integration muss als Chancengleichheit für alle verstanden werden“, lautete der Wunsch einer türkischstämmigen Lehrerin. „Menschen dürfen nicht immer in Kategorien gesehen werden. Nicht in Defiziten denken, sondern die Vielfalt zu schätzen wissen, das ist entscheidend!“ Dem stimmte Moderatorin Hufnagl voll zu, meinte aber auch: „Solche Diskussionen wie heute Abend sind wichtig, um an diesen Punkt zu gelangen!“
Der nächste Abend der Korneuburger Integrationsgespräche findet am 20. Juni 2011, wieder im Sitzungssaal des Rathauses, statt. Die Korneuburger Gemeinderätin Margaretha Rauner wird dann gemeinsam mit Ursula Reeger vom Institut für Stadt- und Regionalforschung und Raimund Pehm, vom Tiroler Institut für Menschenrechte und Entwicklungspolitik, zum Thema „Wohnen in der Stadt“ debattieren. Moderiert wird der Abend von ORF-Redakteurin Ani Gülgün-Mayr. Beginn ist um 18.00 Uhr.
Die Gesprächsreihe „ZusammenReden“, die in insgesamt acht niederösterreichischen Gemeinden stattfindet, wird vom Land Niederösterreich, dem Bundesministerium für Inneres und dem Europäischen Integrationsfonds gefördert. Alle Informationen unter: www.zusammenreden.net