Caritas zur Pflege: Pflegerisiko solidarisch absichern!

„Unglaublich viele Probleme rund um die Pflege sind noch  zu wenig diskutiert und bei weitem nicht gelöst. ‚Vieles ist offen, nix ist fix’ könnte man auf gut österreichisch sagen“, kritisiert Caritas-Präsident Franz Küberl anlässlich des Starts der Caritas-Pflegekampagne 2010. Die Rahmenbedingungen im Bereich der Pflege und Betreuung müssen deutlich verbessert werden, fordern Küberl und Michael Landau, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien. Küberl: „Die Herausforderungen der nächsten Jahre sind gewaltig, es wird einen großen Zuwachs an hochbetagten Menschen geben und wir müssen jetzt die strukturellen, qualitativen und finanziellen Fragen lösen.“

„Bei der Umsetzung des Pflegefonds müssen die Verantwortlichen von Bund, Ländern, aber auch Sozialversicherungsträgern endlich handeln und zwar jetzt und nicht irgendwann,“ so Caritasdirektor Landau. Die Caritas fordert einen neuen Finanzierungs- und Ordnungsrahmen für die Pflege. „Wir sehen in einem Pflegefonds ein geeignetes Instrument, der die solidarische Absicherung des Risikos Pflege einführt, der den Menschen Rechtsansprüche auf die Pflege und Betreuungsleistungen, die sie benötigen, gewährt und der österreichweit einheitliche Selbstbehalte vorsieht“, so Küberl. Neben einer noch zu schaffenden Vermögenszuwachssteuern oder einer reformierten, zweckgebundenen Erbschaftssteuer müssen in diesen Fonds jene Mittel einfließen, die derzeit in der Pflege zur Verfügung stehen. Im Rahmen des Pflegefonds plädiert die Caritas außerdem für einen Innovationspool, der die Entwicklung moderner Formen der Pflege und Betreuung sichert.

Welche Hilfe und Unterstützung jemand durch Sachleistungen oder finanziell bekommt, hängt heute sehr stark davon ab, in welchem Bundesland er wohnt, kritisieren die Caritasvertreter. Auch die derzeitige Pflegefinanzierung ist massiv zersplittert. Bund, Länder, Sozialversicherungen und Gemeinden, alle mischen mit und keiner hat den Überblick und speziell die Gemeinden sind finanziell mit den Herausforderungen in der Pflege überfordert. 

Entlastungsoffensive für pflegende Angehörige

Hand in Hand mit der Neugestaltung des Pflegesystems muss eine grundsätzliche Reform der Pflegegeldeinstufung gehen. Das betrifft einheitliche Schulungs- und Qualitätsstandards für GutachterInnen, verpflichtende Weiterbildungen, einheitliche Begutachtungsformulare für alle Pflegegeldträger und eine bedarfsgerechte Pflegegeldeinstufung, vor allem für Menschen mit Demenz, so die Caritasvertreter.

ExpertInnen schätzen, dass die Zahl der Demenzkranken von derzeit rund 100.000 in Österreich auf 270.000 bis 290.000 im Jahr 2050 steigen wird. Angesichts der Prognosen ist die Politik dringend gefordert, heute die Weichen für die Zukunft zu stellen, damit alte Menschen mit Demenz eine krankheitsgerechte und bezahlbare Pflege und Betreuung stationär und zuhause erhalten. Landau: „Erforderlich ist eine Entlastungsoffensive für pflegende Angehörige durch die flächendeckende Schaffung vielfältiger Unterstützungsangebote wie stundenweiser Pflege, Kurzzeitpflege oder Tageszentren, durch Pflegeberatung und -anleitung durch eine diplomierte Pflegeperson vor Ort, psychosoziale Beratungsangebote und nicht zuletzt durch eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und der Pflege von Angehörigen, etwa durch flexible Arbeitszeitmodelle.“

Im September macht die Caritas in ganz Österreich mit ihrer Kampagne Caritas & Ich auf Pflegethemen aufmerksam. Die breite Angebotspalette der Caritas im Bereich der Betreuung und Pflege alter Menschen reicht von Beratung über Besuchsdienste, Hauskrankenpflege, Unterstützung pflegender Angehöriger, betreubares Wohnen bis hin zu Senioren - und Pflegehäusern und Hospizbegleitung. Insgesamt sind bei der Caritas in diesem Bereich ¬österreichweit rund 5.000 MitarbeiterInnen tätig, über 2.000 davon in der Erzdiözese Wien.

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