In den letzten Wochen suchten zahlreiche Obdachlose sowohl aus Österreich, aber vor allem auch sogenannte neue EU-BürgerInnen Schutz und einen warmen Schlafplatz im besetzten Audimax der Universität Wien. Hier wurde ein soziales Problem sichtbar, das zunehmend größer wird und das die Caritas seit längerem beobachtet. „Als Caritas wollen wir hinsehen und nicht wegsehen, deshalb bieten wir schon jetzt ein umfangreiches Hilfsangebot für alle Menschen in Not unabhängig von ihrer Herkunft. Klar ist gleichzeitig: Hier sind strukturelle Lösungen dringend notwendig. Ich begrüße deshalb sehr die Gesprächsbereitschaft des Geschäftsführers des Fonds Soziales Wien, der gemeinsam mit uns rasch eine Lösung anbieten will. Hier wurde in der Vergangenheit in der Wohnungslosenhilfe schon viel gemeinsam erreicht, wir sind zuversichtlich, dass dies auch in diesem Fall gelingen kann“, so Werner Binnenstein-Bachstein, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien.
Obdachlosigkeit und Armut sind europäische Phänomene und Entwicklungen, die auch europäische Lösungen brauchen. Die Caritas hat ein fertiges Konzept für eine Art zweite Gruft für obdachlose Menschen. Notwendig ist aus Sicht der Caritas zumindest ein befristetes Notquartier um niemanden, egal welcher Herkunft, auf der Straße stehen zu lassen. In dieser Zeit soll die Situation der hilfesuchenden Menschen abgeklärt werden, deshalb sieht das Konzept u.a. ein verpflichtendes Beratungsangebot vor und das europäische Caritasnetzwerk soll bei der Suche nach Perspektiven für die hilfesuchenden Menschen zusätzlich genutzt werden. Binnenstein-Bachstein: „Wir schaffen die Finanzierung rein aus Spenden für dieses Projekt einfach nicht und freuen uns daher über die Zusage des FSW hier gemeinsam weiterzuarbeiten und wir hoffen, durch eine gemeinsame Finanzierung das Projekt rasch umsetzen zu können. Denn die Menschen brauchen gerade jetzt im Winter unsere Hilfe.“ Die Erfahrungen des Caritas-Betreuungszentrums Gruft sollen bei der neuen Notschlafstelle einfließen. Bei professioneller, qualitätsvoller Hilfe müssen haupt- und ehrenamtliches Engagement kombiniert werden. Derzeit werden geeignete Räumlichkeiten gesucht.
Aktuell betreut die Caritas rund 65 Menschen aus den neuen EU- Ländern in ihren Einrichtungen. Zusätzlich bieten das neue Projekt LeO- Lebensmittel und Orientierung, die Suppenbusse, das Tageszentrum St. Josef im 18. Bezirk, die Teestube im Vinzenzhaus sowie die Gratiskleiderausgabe in den carlas – den Spendenlagern der Caritas rasche und unbürokratische Hilfe für bedürftige Menschen.