Die Hoffnungen von Flüchtlingen und MigrantInnen, die nach Österreich kommen, erfüllen sich nicht immer. Manchmal verändert sich auch die Situation in ihrem Heimatland und macht eine Rückkehr möglich. Seit 10 Jahren berät die Caritas-Rückkehrhilfe die Betroffenen und ermöglicht jenen, die freiwillig in ihre Heimat zurück wollen, eine Rückkehr in Würde und mit neuen Perspektiven. Entstanden ist dieses Angebot vor dem Hintergrund der Bosnien-Krise zum Jahreswechsel 1998/99. „In einer Zeit, in der es bei einer Abschiebung sogar zu einem Todesfall kam, war die Rückkehrhilfe innovativ und bahnbrechend“, betont Caritas-Präsident Franz Küberl anlässlich des 10-jährigen Jubiläums: „Bisher konnten wir insgesamt mehr als 16.300 Menschen beraten und mehr als 8.800 RückkehrerInnen bei ihrer freiwilligen Rückreise in ihr Herkunftsland unterstützen.“ Im Vorjahr kehrten die Menschen vor allem in den Kosovo, in die Türkei, nach Tschetschenien, Serbien, Mazedonien und Armenien zurück.
Der Großteil der RückkehrerInnen – nämlich 7.900 in der Beratung und 5.000 bei der Rückkehr – wurden von der Caritas der Erzdiözese Wien betreut. Die Stärke der Caritas-Rückkehrhilfe liege in einer umfassenden Perspektivenabklärung - rechtlich, sozial und länderspezifisch – betont Michael Landau, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien: „Wir sind kein Last-Minute-Reisebüro ohne Rückfahrschein. Jeder Fall muss individuell geprüft werden, denn wir haben hier eine enorme Verantwortung. Eine Rückkehr darf Menschen niemals in Gefahr bringen! Andererseits kann nicht jeder Asyl erhalten, als Caritas müssen wir hier auch enttäuschen und falsche Erwartungen beseitigen, mit der Menschen nach Österreich gekommen sind.“
Insgesamt ist die Rückkehrhilfe auch „ein wichtiger Baustein der österreichischen und europäischen Migrationspolitik“, ist Caritas-Präsident Küberl überzeugt: „Vorausgesetzt natürlich, die Menschen haben sich freiwillig zu einer Rückkehr entschieden und sie erhalten auch eine ausreichende Unterstützung beim Neustart.“ Der Caritas-Präsident kritisiert in diesem Zusammenhang den – vergleichsweise niedrigen - Reintegrationszuschuss von maximal 370 Euro, die das Innenministerium zur Verfügung stellt. Küberl fordert deshalb die Einrichtung eines Reintegrationsfonds, aus dem vor allem Menschen in besonderen Notlagen – AlleinerzieherInnen, kinderreiche Familien, Kranke – mit einem Betrag von bis zu 1000 Euro unterstützt werden sollten.
Mit einer nachhaltigen Reintegrationshilfe kann ein Drehtüreffekt vermieden werden: Denn wenn man Menschen unfreiwillig und ohne Perspektive außer Landes schafft, werden sie höchstwahrscheinlich wieder versuchen, nach Österreich zurückzukommen. Caritasdirektor Michael Landau kritisiert in diesem Zusammenhang die massive Einschränkung der persönlichen Freiheit bei der Schubhaft: „Schubhaft darf immer nur das letzte Mittel sein. Es ist mehr als beschämend, dass laut BMI allein im Vorjahr 181 Minderjährige in Schubhaft genommen wurden. Keine Schubhaft für Kinder!“
Eine europäische Migrationspolitik, die ihren Namen verdient, müsse an drei Hebeln ansetzen, ist Küberl überzeugt: „Es braucht eine menschenwürdige und vernünftige Asyl-Fremden- und Integrationspolitik, zweitens die Förderung einer Rückkehr in Würde samt Unterstützung beim Neustart und drittens eine Entwicklungszusammenarbeit, die die weltweite Armutsbekämpfung in den Mittelpunkt stellt.“ Denn: „Ungewollte Migration wird es solange geben, solange es Armut und soziale Ungerechtigkeit gibt. Es gilt, das Elend im gobalen Dorf zu beseitigen“, so Küberl.
Fotoausstellung „On my way“
Im Wiener Restaurant Inigo (Bäckerstraße 18, 1010 Wien, Mo-Sa: 9.30-24.00) illustriert bis zum 21. September die Fotoausstellung „On my way“ auf beeindruckende Weise das Leben der Betroffenen. Konkret haben fünf RückkehrerInnen aus Indien, dem Kosovo, der Republik Moldau, Nepal und Serbien ihre Rückkehr mit Fotos dokumentiert. Der Eintritt ist frei.