„Sie sind häufiger krank, sie fühlen sich oft alleingelassen und haben schlechtere Zukunftschancen: Armut trifft Kinder ganz besonders hart“, sagt Caritas - Präsident Franz Küberl zum Start der Caritas-Inlandshilfekampagne 2007. „Dazu kommt: Häufig werden Not und triste Lebenssituationen an die eigenen Kinder weitergegeben. In diesem Sinne ist Armut vererbbar“, warnt Küberl.
Jetzt im Herbst bittet die Caritas unter dem Motto: „Armut kann man abschaffen“ die heimische Bevölkerung um ihre Unterstützung für Menschen in Not in Österreich. „Mit unserer Kampagne wollen wir in Österreich zeigen: Wir helfen alle zusammen, damit auch Menschen in schwierigen Situationen wieder neuen Lebensmut schöpfen. Damit die Kinder die notwendige Winterkleidung bekommen. Damit alle genug Geld zum Heizen haben und das Lebensnotwendige gesichert ist´“, betont der Caritas-Präsident. Das sei der erste Schritt zur Abschaffung der Armut in Österreich.
Rund 96.000 Kinder und Jugendliche leben hier zu Lande in Armut. Rund 270.000 Kinder und Jugendliche unter 20 Jahren sind in Österreich armutsgefährdet oder arm. Die Caritas öffnet für die betroffenen Kinder kleine Fenster in die Zukunft: Rund 25.000 Kinder unterstützt sie pro Jahr, etwa mit Mutter-Kind-Häusern, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen oder Sozialberatungsstellen.
Küberl ortet Korrekturbedarf bei Mindestsicherung
Auf politischer Ebene sei es erfreulich, dass im Rahmen der Finanzausgleichsverhandlungen in jüngster Zeit bei der Mindestsicherung wichtige Eckpunkte beschlossen worden seien, so Küberl. Wenn Bund, Länder und Gemeinden den begonnenen Weg nun konsequent weitergehen, dann sei viel gewonnen. Einen gewaltigen Korrekturbedarf ortet der Caritas-Präsident aber im Kinderbereich und bei AlleinerzieherInnen: „Kinder müssen bei der Mindestsicherung stärker berücksichtigt werden. Auch für Alleinerziehende muss die Mindestsicherung tatsächlich armutsfest werden. Wer keinen Partner hat und Kinder aufzieht, hat erhebliche finanzielle Belastungen zu tragen. Das ist eine Binsenweisheit. Hier gilt es, sich an den Familienzuschüssen der Länder ein Beispiel zu nehmen. Dort wird der Bedarf von allein erziehenden Haushalten fast durchgehend realitätsnäher berücksichtigt“, sagt Küberl und betont: „Eine Kinder-sichere Mindestsicherung ist gut. Eine, die auch die allein erziehenden Familien aus der Armut holt, ist besser. Eine Mindestsicherung, die möglichst alle Menschen vom Rande der Gesellschaft in die Mitte holt, ist natürlich die Beste.“
Caritasdirektor Landau: „Sozialstaat ist kein Auslaufmodell“
„Kinderarmut ist eines der beschämendsten Probleme in Österreich und in Europa. Armutsvermeidung und Armutsbekämpfung müssen einen höheren Stellenwert erhalten und gehören ganz oben auf die politische Agenda“, ist Michael Landau, Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, überzeugt. Denn: „Der Sozialstaat ist kein Auslaufmodell und eine faire, eine gerechte Gesellschaft muss auf die Schwächsten – und das sind auch die Kinder – achten, wenn sie zukunftstauglich sein will.“
Insgesamt müssen über 420.000 Menschen in Österreich in Armut leben. Insgesamt sind eine Million Menschen in Österreich von Armut bedroht oder schon arm. Ihnen fehlt oft das Geld für das Nötigste wie etwa Heizmaterial, Kleidung oder kleinere Reparaturen. Mangelnde Qualifikation, keine Arbeit, Krankheit, Kinderreichtum, Alleinsein mit Kind, Behinderung, Schicksalsschläge sind einige der Gründe, warum Menschen in die Armut abrutschen. Österreichweit bieten 32 Caritas-Sozialberatungsstellen Hilfe und Beratung an. Rund 42.000 Frauen und Männer in Krisensituationen werden dort jährlich unterstützt.
„Die Not wächst. Für viele Menschen, die unsere Hilfe suchen, werden schon die grundlegendsten Fixkosten zum existenzgefährdenden Problem! Der Großteil der Aushilfen, die wir ausbezahlen, – und dabei handelt es sich praktisch ausschließlich um Spendengelder –, entfallen auf offene Rechnungen bei Miet- und Energiekosten“, ist Landau alarmiert. Die Lebenshaltungskosten im Bereich Wohnen, Wasser und Energie seien laut Statistik Austria zwischen den Jahren 2000 und 2006 um 20% gestiegen, ohne dass die Sozialleistungen entsprechend angehoben worden wären, kritisiert Landau. Auch die Preise für Grundnahrungsmittel und Getränke seien stärker gestiegen als die Inflationsrate.
Armut werde vielfach auch über mangelnde Bildungschancen „weitervererbt“, weiß Landau. Zudem sei Kinderarmut vielfach dort besonders groß, wo die Eltern Schwierigkeiten haben, am Erwerbsarbeitsmarkt Fuß zu fassen – etwa als Alleinerzieherinnen oder weil sie nicht oder nicht mehr voll leistungs- und damit erwerbsfähig sind.
Eine Million Sterne als Zeichen der Solidarität
Erste Bank und Sparkassen unterstützen die Caritas-Inlandshilfekampagne als Hauptsponsoren. Sonnentor hat anlässlich des 800. Geburtstags der Hl. Elisabeth, der Schutzheiligen der Caritas, den Elisabeth-Tee kreiert. Von jeder Packung kommen 20 Cent des Verkaufspreises von 2,30 Euro Menschen in Not zu Gute. Am 18. November, dem Elisabeth-Sonntag, wird der Tee in vielen Pfarren verkostet und verkauft. Darüber hinaus ist er im gut sortierten Fachhandel erhältlich. Zu Gunsten der Caritas - Gemeinsam für Menschen in Not.
Am Freitag, den 16. November werden in vielen Städten in Österreichs Gebäude, Brücken und Plätze im Rahmen der Caritas-Aktion „Eine Million Sterne“ durch Tausende von Kerzen beleuchtet. (Veranstaltungsorte unter www.caritas.at) Zusammen sollen sie als Symbol für ein friedliches und solidarisches Miteinander in Österreich und über die Grenzen hinaus leuchten. Ab 12. November sind die Sterne auch in den österreichweiten Hofer-Filialen erhältlich. Von jedem verkauften Kerzenset gehen 2 Euro an Menschen in Not.
Küberl: „Zum Start unserer Inlandshilfekampagne möchte ich aber nochmals die Österreicherinnen und Österreicher herzlich um ihre Hilfe bitten. Auf dem Spielfeld der Nächstenliebe kann jeder von uns viel tun. 20 Euro reichen für Lebensmittel für eine Person eine Woche lang.“ Und Landau ergänzt: „Kinder sind unsere Zukunft. Der Bedarf an Unterstützung ist enorm, auch kleine Spenden können einen großen Unterschied machen. Leisten auch Sie einen Beitrag zur Bekämpfung der Kinderarmut in unserem Land. Bitte helfen Sie uns helfen!“
Die Caritas sammelt im November für Menschen in Not in Österreich.
Spendenkonto: PSK 7.700.004 Kennwort: „Inlandshilfe“, BLZ: 60.000
Online-Spenden: www.caritas.at
Caritas-Kinderpatenschaften (jetzt neu auch mit Inlandsprojekten):
www.patenschaften.at
Rückfragehinweis:
Mag. Alice Uhl, Caritas Erzdiözese Wien, Tel. 01/87812-222 oder: 0664/848 25 05
Mag. Silke Ruprechtsberger, Caritas Österreich, Tel: 01/488 31 – 417 oder: 0664/82 66 909