Keine Ausbildung, kein Job, kein Dach über dem Kopf, oft Gewalterfahrungen in der Familie: die Problemlagen der Bewohnerinnen und Bewohner des JUCA, des Jugendhauses der Caritas, haben sich seit der Gründung vor 25 Jahren nicht verändert. Gleich geblieben ist auch der Einsatz und die Unterstützung der Caritas für Menschen am Rande der Gesellschaft. SozialarbeiterInnen unterstützen die jungen Erwachsenen zwischen 18 und 30 Jahren dabei, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Gegründet wurde das JUCA im Jahr 1982 vom Jesuitenpater Georg Sporschill im 8. Bezirk. Bei der Übersiedlung der Caritas-Zentrale nach Ottakring im Jahr 2000 ist das JUCA mitgezogen. In der Römergasse gibt es 66 Einzelzimmer, zusätzlich 14 Notquartiersplätze. Die Betreuung der BewohnerInnen erfolgt durch ein Kernteam von 12 SozialarbeiterInnen und SozialbetreuerInnen, unterstützt von Zivildienern und geringfügig beschäftigten StudentInnen für Nacht- und Vertretungsdienste.
Seit 15 Jahren ist das JUCA auch die Zentrale der beiden Essensbusse der Caritas, des Canisi- und des Francesco-Busses, die allabendlich durch ganz Wien fahren, um bedürftigen Menschen einen Teller warme Suppe zu bringen. Diese Suppe wird im Keller des Hauses von einem Team von ehrenamtlichen Mitarbeitern gekocht, die dann auch mit dem Bus zu den Standorten fahren und die Suppe verteilen.
Wenn man mit ehemaligen Bewohnerinnen und Bewohnern spricht, hört man am häufigsten den Satz: „Ohne eure Hilfe hätte ich das nie geschafft! Danke dafür!“ Auch von Gregor Brandtner, der vor Jahren im JUCA gewohnt hat und dem Haus und dem Canisibus-Team bis heute als ehrenamtlicher Helfer treu geblieben ist. „Das JUCA hat mir geholfen, sodass ich heute in der Lage bin anderen zu helfen“, erklärt er sein Engagement.
„Die Geschichte von Gregor Brandtner ist typisch für das JUCA“, bestätigt Caritasdirektor Michael Landau. „Schulische Probleme, Streit mit den Eltern bringen Jugendliche dazu, von Zuhause wegzugehen. Das Unterkommen bei Freunden ist meist von kurzer Dauer und schon steht man auf der Straße, ohne Dach über dem Kopf, ohne Job, ohne Einkommen.“ Dann ist das JUCA der Caritas der richtige Ort, mit sich selbst klar zu kommen, das eigene Leben in die Hand zu nehmen. Die BetreuerInnen helfen dabei, die passende Ausbildung zu finden, einen Job, eine Wohnung. Sie helfen bei Jobbewerbungen, begleiten auf Ämter, unterstützen bei Therapien.
Wohnungslosigkeit junger Menschen
Etwa 30 Prozent der 4115 Personen, die im P7, der von der Caritas der ED Wien geführten Erstanlaufstelle für Wohnungslose, wegen Wohnungslosigkeit beraten wurden, waren 2006 unter 30 Jahre alt. Wohnungslosigkeit ist oft die traurige Folge des Aufwachsens unter schwierigsten Bedingungen. „Jede vierte armutsgefährdete Person in Österreich ist ein Kind oder Jugendlicher – das sind etwa 270.000 Burschen und Mädchen unter 19 Jahren“, so Caritasdirektor Landau. „Und ich sage es ganz deutlich: das ist ein Skandal und eine echtes Armutszeugnis für ein reiches Land wie Österreich!“
Beschäftigung ist ein Hauptschwerpunkt des sozialtherapeutischen Konzepts des Juca. Durch Mitarbeitsmöglichkeiten im Haus und durch Zusammenarbeit mit einschlägigen Projekten innerhalb und außerhalb der Caritas haben nun immerhin zwei Drittel der BewohnerInnen eine Beschäftigungsmöglichkeit. Ein weiterer Schwerpunkt der Betreuung ist die Unterstützung durch SozialarbeiterInnen bei der Bewältigung wichtiger Lebensprobleme. Dies reicht von der Schuldenregulierung über Vermittlung von Suchttherapieangeboten bis zur Wohnungssuche.
„Das ist die große Stärke von NGOs wie der Caritas“, sagt die Armutsforscherin Karin Heitzmann, die soeben eine Studie über nicht-staatliche Organisationen durchgeführt hat. „Sie nehmen den Menschen als Ganzes wahr, nicht nur in Details. Sie sehen die Fülle von Problemlagen und nehmen sich darum an, sie ganzheitlich zu bearbeiten.“
In 25 Jahren wurden rund 2000 junge Menschen betreut
Rund 2000 junge Menschen haben in den vergangenen 25 Jahren im JUCA gelebt. Ein Drittel der Bewohner der letzten sieben Jahre ist in eine eigene Wohnung gezogen, wurde dort oft noch weiter von der Caritas betreut. „Wir wissen aber auch, dass viele es doch nach einem zweiten oder dritten Anlauf schaffen“, sagt Landau. Und dort, wo wir die Menschen bereits in ihren Wohnungen betreuen, liegt der Erfolgsanteil doch wesentlich höher, bei 70 Prozent und mehr.
„Armut lässt sich nicht nur materiell bemessen, sie ist häufig auch Chancenarmut. Konkret haben Kinder und Jugendliche aus armen Familien meist weniger Chancen auf eine gute Ausbildung, Arbeitslosigkeit ist die Folge“, so Heitzmann. Trotz Rückgangs der Jugendarbeitslosigkeit ist hier keineswegs von Trendumkehr zu sprechen. „Hier wären verlängerte Teilnahmemöglichkeiten in sozialökonomischen Projekten und erweiterte Zugangsmöglichkeiten auch für Personen die mangels an Versicherungszeiten keine AMS Ansprüche haben dringend nötig!“ betont der Caritasdirektor.
Das JUCA ist eines von insgesamt neun Wohnhäusern der Caritas Wien für wohnungslose Menschen, in denen bis zu 460 Personen untergebracht werden können. Dazu kommen 230 Plätze in Notquartieren. Die Einrichtungen der Caritas-Wohnungslosenhilfe werden vom Fonds Soziales Wien (FSW) unterstützt. Spenden sind dennoch immer notwendig, um Betreuungsangebote aufrechterhalten bzw. ausbauen zu können.
Spenden unter PSK 7.700.004, BLZ 60.000, Kennwort: JUCA
Rückfragehinweis:
Mag.a Doris Becker, Pressesprecherin der Caritas Erzdiözese Wien
Tel. 01/878 12-221