Zweite "Gruft" für Obdachlose in Wien jetzt ganzjährig offen

Caritas verzeichnete seit Anfang Dezember 5.400 Nächtigungen

So wie bereits im Winter 2009/2010 hat die Caritas auch im Dezember 2010 den Tagesbetrieb in der Caritas-Einrichtung "Haus St. Josef" im 18. Wiener Gemeindebezirk provisorisch auf einen 24-Stunden-Betrieb umgerüstet, der Speisesaal wurde ähnlich wie im Caritas-Betreuungszentrum "Gruft" im Bezirk Mariahilf nachts zur Schlafstätte umfunktioniert. Das Projekt war vorläufig mit Ende April 2011 befristet. Vor wenigen Tagen, letzten Donnerstag übersiedelte die zweite Gruft jetzt an einen neuen Standort, in die Bernardgasse in Wien Neubau. Dort soll das Hilfsangebot den obdachlosen Menschen vor allem aus den neuen EU-Ländern vorerst bis Ende Mai 2012 ganzjährig einen schützenden Zufluchtsort bieten. Neben einem Schlafplatz gibt es eine warme Mahlzeit vom Canisibus, Duschmöglichkeit und saubere Kleidung, sowie am nächsten Tag ein Frühstück. Caritasdirektor Michael Landau: „Während der kalten Wintermonate haben wir einen enormen Bedarf beobachtet: Niemand weiß genau, wie viele Menschen speziell aus den neuen EU-Ländern in Wien auf der Straße leben oder auf Hilfe angewiesen sind. Bis zu 61 Nächtigungen verzeichnete die zweite Gruft diesen Winter pro Nacht. Für uns als Caritas steht dabei fest, dass niemand unversorgt auf der Straße stehen soll!“ Seit der Übersiedlung an den neuen Standort waren es aufgrund der wärmeren Temperaturen rund 40 Menschen, die einen Schlafplatz suchten. Insgesamt verzeichnete die Caritas seit dem Start im Dezember 2010 bis Anfang April 2011 mehr als 5.400 Nächtigungen von 241 Männern. Die Herkunftsländer sind vor allem Rumänien, die Slowakei, Polen, gefolgt von Ungarn und Bulgarien. Neben den 50 Schlafplätzen für Männer gibt es in Kürze am neuen Standort in der Bernardgasse mit 12 Plätzen auch ein spezielles Angebot für Frauen. Betreut werden die hilfesuchenden Menschen u.a. auch von 24 engagierten ehrenamtlichen MitarbeiterInnen, von der Studentin bis zum Pensionisten.
 
Finanzierung nur teilweise gelöst – dringend Spenden benötigt
 
„Wegen der Erweiterung des Angebots und der ganzjährigen Projektzeitraums werden dringend Spenden benötigt. Neben Geldspenden werden speziell auch Handtücher, Rasierer, Hygieneartikel und haltbare Lebensmittel wie Kaffee, Tee oder Zucker benötigt“, so Michael Zikeli, Leiter des Bereichs Asyl und Integration bei der Caritas der Erzdiözese Wien. Der Fonds Soziales Wien finanziert derzeit als Pilotprojekt nur das Beratungsangebot bestehend aus Sozial- und Rückkehrberatung. Insgesamt wurden bis Anfang April rund 140 Menschen aus 18 Ländern beraten. 30 von ihnen haben sich für eine freiwillige Rückkehr in ihr Heimatland entschieden. „Bei der Beratung geht es vor allem um eine individuelle Perspektivenabklärung, etwaige Anspruchsberechtigungen, wenn die Menschen etwa in Österreich legal gearbeitet haben, aber auch um eine freiwillige Rückkehrberatung. Immer wieder ist es hier auch Aufgabe der Caritas, Hoffnungen und Träume von Menschen zu enttäuschen, wenn durch die Beratung klar wird, dass die Erwartungen unrealistisch waren“, so Zikeli.
 
Landau betont, dass es Aufgabe der Caritas sei hinzusehen und nicht wegzusehen, wenn die Menschen auf der Straße stehen und Hilfe benötigen. Das sei laut dem Caritasdirektor im Winter überlebenswichtig, denn niemand darf Gefahr laufen auf der Straße zu erfrieren. Hier gab und gibt es eine gute Zusammenarbeit auch mit der Stadt Wien. Die Würde des Menschen muss aber aus Sicht der Caritas ganzjährig gewahrt werden, daher bietet die Hilfsorganisation ab sofort diese Basisversorgung jetzt ganzjährig an: ein Dach über dem Kopf, einen Schlafplatz, eine warme Mahlzeit, Duschmöglichkeit und die Möglichkeit zum Gespräch. Einzige Bedingung dafür ist die Bereitschaft zur Beratung.
 
Insgesamt bietet die Caritas der Erzdiözese Wien aktuell rund 1.000 obdachlosen Menschen einen Schlafplatz.
 
Caritas Spendenkonto
RBI 404.050.050, BLZ 31.000
Kennwort: 2. Gruft