Auftaktveranstaltung von „ZusammenReden“ in Guntramsdorf mit reger Publikumsbeteiligung
Rund 50 BesucherInnen verfolgten am 15. Februar den ersten von vier Themenabenden der Guntramsdorfer Integrationsgespräche, die von der Caritas der Erzdiözese Wien (Asyl & Integration NÖ) gemeinsam mit der Gemeinde Guntramsdorf organisiert und vom Land Niederösterreich, dem Bundesministerium für Inneres (BMI) und dem Europäischen Integrationsfonds (EIF) gefördert werden. Im Jugendtreff „Froschfabrik“ diskutierten Max Foissner, Leiter der mobilen Jugendarbeit, Anna Prost vom Interkulturellen Mädchenzentrum *peppa sowie die Journalistin Sibylle Hamann unter der lebhaften Moderation von Tülay Tuncel über das Thema Jugend und Integration.
Gibt es überhaupt Probleme, die junge Menschen mit Migrationshintergrund besonders betreffen? „Nein!“, zeigte sich Max Foissner von der mobilen Jugendarbeit überzeugt. In diesem Zusammenhang werde leider vieles überzeichnet. Egal ob Migrationshintergrund oder nicht, wichtig sei es, eine individuelle Betreuung für die Jugendlichen anzubieten. Gerade bei Mädchen und jungen Frauen sei dies jedoch sehr wohl schwierig. „Mädels mit Migrationshintergrund sind im öffentlichen Raum nicht präsent und somit praktisch nicht erreichbar.“ Dem schloss sich auch Anna Prost von *peppa an. In solchen Fällen sei vor allem die Zusammenarbeit mit den einzelnen Familien von Bedeutung. Was die Frage von Alltagsrassismus zwischen Jungendlichen betrifft, war Foissner sicher, dass dieser meist eng mit der Suche nach der eigenen Identität verbunden sei. „Jugendliche grenzen sich von anderen ab. Da ist es leicht, den ‚Fremden’ zum Sündenbock zu machen.“ Sibylle Hamann, Ko-Autorin des preisgekrönten Sachbuches „Weißbuch Frauen, Schwarzbuch Männer“, brachte die Problematik auf den Punkt: Ja doch, meinte sie, es gibt spezifische Probleme von Jugendlichen mit Migrationshintergrund und man müsse diese sehr ernst nehmen. Die Diskussion sei aber sowohl auf politischer wie auch auf medialer Ebene komplett aus dem Ruder gelaufen. „Speziell das Bild der verschleierten Frau ist zum Inbegriff dessen geworden, was wir abwehren wollen.“
Als Tülay Tuncel das Publikum zum Mitdiskutieren einlud, wurde schnell klar: Das Thema Integration liegt allen am Herzen. So meinte ein junger Mann, dass es doch letztendlich um Chancengleichheit ginge, und um die Frage, wie ein gutes Miteinander aussehen sollte. Besonders heiß diskutiert wurde die Frage: Wie kann verhindert werden, dass sich einzelne Bevölkerungsgruppen voneinander abkapseln? Ossiri Gnaoré, Direktor der Lernakademie Ossiri und Gewinner des Integrationspreises 2010, erinnerte sich an seine ersten Jahre in Österreich und an die Einsamkeit zu Weihnachten, als die österreichischen Freunde immer zu ihren Familien in die Bundesländer abreisten. Mary Kreutzer von der Caritas Wien machte in diesem Zusammenhang auf das Caritas-Projekt „Neuland“ aufmerksam, in dem MigrantInnen, ÖsterreicherInnen und AsylwerberInnen in „Tandem“-Paare vermittelt werden, um genau diese Isolation und getrennte Lebenswelten zu durchbrechen und gegenseitig voneinander zu profitieren.
Das nächste „ZusammenReden in Guntramsdorf“ findet am 1. März 2010 im Rathaus Guntramsdorf statt. Migrationsforscher August Gächter wird gemeinsam mit Herbert Langthaler (Herausgeber von „Integration in Österreich“) und der Historikerin Sylvia Hahn zum Thema „Migrationsgeschichte im Industrieviertel“ diskutieren. Moderiert wird dieser spannende Abend wieder von Tülay Tuncel (Wiener Integrationskonferenz), Beginn ist um 19 Uhr.
Detailliertes Programm: www.zusammenreden.net/guntramsdorf