Caritas startet provisorische „2. Gruft“ in Wien Währing

Die Caritas in Wien bietet seit gestern in Zusammenarbeit mit dem Fonds Soziales Wien 40 zusätzliche Schlafplätze für obdachlose Männer. In der Caritas-Einrichtung Haus St. Josef in der Wiener Lacknergasse wird provisorisch der Tagesbetrieb auf einen 24-Stunden-Betrieb umgerüstet, der Speisesaal wird ähnlich der „Gruft“ in der Nacht zur Schlafstätte umfunktioniert. „Auf der Straße darf niemand erfrieren, egal welcher Herkunft. Mit dem provisorischen Angebot in der Lacknergasse reagieren wir auf die überraschende Räumung des Audimax und die eiskalten Temperaturen, die ein Leben auf der Straße zum Überlebenskampf machen“, so Alexander Bodmann, Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Wien.

Einen Schlafplatz erhalten Betroffene direkt über alle sozialen Beratungs- und Betreuungsstellen der Caritas und der Stadt Wien für obdachlose Menschen, z.B. über das P7 - die zentrale Vermittlungsstelle für Obdachlose - aber auch über die Gruft, SAM, das Tageszentrum St. Josef…. Die Notschlafstelle in der Lacknergasse öffnet täglich um 18.00 Uhr ihre Pforten. Neben einem Schlafplatz gibt es auch warmes Essen, Duschen und saubere Kleidung. Für eine professionelle, qualitätsvolle Hilfe werden in der neuen Notschlafstelle haupt- und ehrenamtliches Engagement nach dem Vorbild der „Gruft“ kombiniert.

Nach dem Kälteeinbruch hatten in den vergangenen Wochen im Wiener Audimax bis zu 80 wohnungslose Menschen Unterschlupf gesucht, unter ihnen viele Männer aus den neuen EU-Ländern, die momentan keinen Anspruch auf Unterbringung in einer Obdachloseneinrichtung haben. Mit dieser Notschlafstelle wurde hier in der kalten Jahreszeit eine Übergangslösung gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien gefunden. „Obdachlosigkeit und Armut sind europäische Phänomene und Entwicklungen, die auch strukturelle europäische Lösungen brauchen. Aufklärungsarbeit und Unterstützung muss in den Herkunftsländern der Menschen ansetzen, um eine nachhaltige Lösung gewährleisten zu können. Den Menschen, die aber bereits hier sind, muss jetzt rasch und unbürokratisch geholfen werden“, so Bodmann weiter.

Neben der Übergangslösung hat die Caritas bereits ein Konzept für eine Einrichtung für obdachlose Menschen erarbeitet, das gemeinsam mit dem Fonds Soziales Wien diskutiert und so rasch wie möglich umgesetzt werden soll. Zusätzlich zu einer Übernachtungsmöglichkeit wird der Schwerpunkt dabei auch in der Abklärung der Situation der hilfesuchenden Menschen liegen. Das Konzept sieht unter anderem ein verpflichtendes Beratungsangebot vor und das europäische Caritasnetzwerk soll HeimkehrerInnen bei der Suche nach Perspektiven zusätzlich unterstützen.

Aktuell bietet die Caritas der Erzdiözese Wien rund 900 obdachlosen Menschen einen Schlafplatz. Bisher waren 65 Menschen aus den neuen EU- Ländern, dazu kommen nun noch die weiteren 40 Schlafplätze im Haus St. Josef. Zusätzlich bieten das neue Projekt LeO- Lebensmittel und Orientierung, die Suppenbusse, das Tageszentrum St. Josef im 18. Bezirk, die Teestube im Vinzenzhaus sowie die Gratiskleiderausgabe in den carlas – den Spendenlagern der Caritas rasche und unbürokratische Hilfe für bedürftige Menschen.